Die Gründe, ein eigenes Startup zu gründen, sind oftmals vielfältig: Für den einen ist es die intrinsische Motivation nach Selbstbestimmung, um im eigenen Unternehmen die Ideen umzusetzen, keinen Chef zu haben und den eigenen Überzeugungen zu folgen. Andere skizzieren vor dem geistigen Auge das neu gegründete Unternehmen bereits als zukünftiges Unicorn: eine Startup Rakete, die den Gründer unter die Forbes «Top 30 under 30» bringt, das eigene Vermögen bereit für den Kauf eines Anwesens mit direktem Seezugang macht und noch den einen oder anderen Wunsch mehr in der Lage zu erfüllen ist. Andererseits: vielleicht möchten wir mit unserem Unternehmen einen Beitrag zur Gesellschaft leisten, beispielsweise die globale CO2- Emission senken oder für Kinder bessere Bildungschancen ermöglichen. Zusammengefasst etwas, was nicht nur für uns erstrebenswert ist, sondern für unsere Gesellschaft als Ganzes als wichtig erachten.

Fragt man Gründerinnen oder Gründer nach eben diesen Motiven, fallen Antworten oft vielfältig aus. Gleichwohl ist es gelungen, drei grundlegende Muster von Gründeridentitäten zu identifizieren, welche sich wiederum in den Motiven für den Schritt ins Unternehmertum und deren Persönlichkeit wiederspiegeln. Ausgehend von einer grundlegenden Studie der Forscher Emmanuelle Fauchart und Marc Gruber aus dem Jahr 2006 (https://journals.aom.org/doi/abs/10.5465/amj.2009.0211) können drei soziale Identitäten von Gründern benannt werden: Darwinisten, Communitarians und Missionare. Parallel hierzu existieren Mischtypen aus den genannten Reinformen, z.B. als eine hybride Identität aus Darwinist und Missionar.

Die Soziale Identität eines Gründers beantwortet die Frage, was die grundlegende Motivation für die Gründung des eigenen Unternehmens darstellt. Für Darwinisten ist es das Streben nach ökonomischen und persönlichen Vorteilen. Ein darwinistischer Gründer strebt hohe Wachstumsraten an und möchte mit seinem Startup vor allem eines: langfristig Geld verdienen. Communitarians verspüren ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zu einer bestimmten Community. Zu dieser Community möchten sie einen wertstiftenden Beitrag leisten und entwickeln so oftmals innovative Lösungen für Herausforderungen oder bestehende Probleme ihrer «Peer Group». Eine idealistische Ausrichtung vertreten Missionare: Ihr Ziel ist es, metaphorisch gesprochen «die Welt zu einem besseren Ort» zu machen. Sie nehmen ein aus ihrer Sicht gravierendes gesellschaftliches Problem in Angriff und liefern hierzu eine Lösung bzw. leben mit ihrem Startup vor, wie eine bessere Lösung aussehen kann. Aus den Grundmotiven und Motivationen eines jeden Gründers lässt sich also ableiten, welcher Identität er oder sie zuzuordnen ist.

Als Beispiels sei hier das HSG Spin Off aus dem MedTech Bereich «Anavo» aufgeführt (https://www.anavo.ch/). Das von Anavo entwickelte Serum hilft, nach Hauttransplantationen den Heilungsprozess der Wunde zu beschleunigen und beeinflusst so die Genesung des Patienten entscheidend. Co-Founder Sebastian Loy kann anhand der von Fauchart & Gruber definierten Kriterien der Sozialen Identität des «Missionars» zugeordnet werden. Mit Anavo haben er und sein Co-Founder Tino das Ziel, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten und das bis dato ungelöste Problem schlecht heilender Wunden in der Intensivmedizin anzugehen. Gerade in Risikogruppen stellen Wundheilungsstörungen für Patienten eine grosse Gefahr dar, die in gravierenden Fällen lebensbedrohliche Auswirkungen haben kann. Diesem Problem nimmt sich Anavo an und entwickelt eine Lösung, um technologiebasiert und unter Einbezug von Nanopartikeln die Wundheilung und Genesung zu fördern.

Wie sieht es bei Euch aus? Welcher sozialen Gründeridentität steht ihr am nächsten? Wir haben für euch einen Fragebogen vorbereitet, mit welchem ihr es ganz einfach herausfinden könnt: https://janinecrivelli.typeform.com/to/U78W2Z

 

Verfasst von Sarah M Nordt.